Veranstaltungstermine aktuell
Sonntag, 1. Oktober 2023 | 14:30 Uhr
Kinder und Jugendliche in der NS-Zwangsarbeit | Eine Führung durch die Ausstellung
mit Tabea Hildebrandt
Ort: Dauerausstellung „Auf der Spur europäischer Zwangsarbeit. Südniedersachsen 1939-1945“, Godehardstraße 11, Göttingen
Viele der Menschen, die während des Zweiten Weltkriegs in der Region Zwangsarbeit leisten mussten, waren noch sehr jung. Einige waren Jugendliche oder sogar Kinder. In dieser thematischen Ausstellungsführung werden fünf Zwangsarbeitende vorgestellt, die erst zwischen fünf und 21 Jahren alt waren, als sie in Polen, der Sowjetunion, den Niederlanden oder Italien von Wehrmachtssoldaten aus ihren Heimatdörfern entführt und nach Südniedersachsen deportiert wurden. Wie sah ihr Leben in der Zwangsarbeit aus? Welche rassistischen Gesetze und Vorurteile bestimmten ihre Überlebenschancen und Handlungsstrategien? Wie empfanden sie ihre Befreiung 1945 und welche Spielräume hatten sie danach, ihr Leben zu gestalten?
Henryk Łytka, polnisches Zwangsarbeiterkind, kurz nach seinem sechsten Geburtstag mit einem deutschen Mädchen in Reiffenhausen (1942). Henryk Lytka erinnert sich:
»Ich wurde misshandelt, insbesondere durch die Jugend, die in der Hitlerjugend vereinigt war. Ich wurde von ihnen geschlagen und mit Steinen beworfen. Ich habe noch Narben auf dem Kopf. Eines Tages hat mich ein Hahn angegriffen und fing an, mich zu stechen und zu beißen. Eine alte Frau, die das sah, hat in die Hände geklatscht und schrie: ›Schweine, polnische Kinder!‹«.
Fotoquelle: Henryk Łytka, Choszczno
Der Eintritt zur Ausstellung und zur Führung ist frei, um eine Spende wird gebeten.
Darüber hinaus hat die Ausstellung am 1. Oktober 2023 von 14:00 - 17:00 Uhr für Einzelbesucher*innen geöffnet.
Dienstag, 24. Oktober 2023 | 18:00 Uhr
NS-Zwangsarbeit und die Kategorie Geschlecht – Frauen und ihre Lebensgeschichten | Eine Ausstellungsführung im Rahmen der O-Phase
mit Annegrit Berghoff, Mitarbeiterin der Ausstellung
Ort: Dauerausstellung „Auf der Spur europäischer Zwangsarbeit. Südniedersachsen 1939-1945“, Godehardstraße 11, Göttingen
Bis zu 20 Millionen Menschen mussten während des zweiten Weltkriegs Zwangsarbeit für das nationalsozialistische Deutschland leisten, als zivile Zwangsarbeitende, als Kriegsgefangene, als Lagerhäftlinge. Die Mehrheit von ihnen waren Männer, doch der Anteil der Frauen stieg im Laufe des Kriegs immer weiter an. Im August 1944 gab es etwa sechs Millionen zivile Zwangsarbeitende im „Deutschen Reich“, überwiegend verschleppt aus Polen und der Sowjetunion. Mehr als ein Drittel von ihnen waren Frauen. Für ihre Lebensbedingungen und Überlebenschancen spielte neben ihrer Position in der nationalsozialistischen „Rassenhierarchie“ auch das Geschlecht eine entscheidende Rolle.
Die Ausstellungsführung widmet sich der Frage, welche Bedeutung die Kategorie Geschlecht bei der NS-Zwangsarbeit hatte. Aufgezeigt wird das nicht nur durch eine Analyse des Zwangsarbeitssystems und seiner Veränderungen, sondern auch ganz konkret anhand der Biografien von Frauen, die in Südniedersachsen zur Arbeit gezwungen wurden.
Anweisung zur Durchführung von Schwangerschaftsunterbrechungen bei »Ostarbeiterinnen« im Regierungsbezirk
Hildesheim. Landräte, Oberbürgermeister und Gesundheitsämter waren an dieser rassistischund ökonomisch
motivierten Praxis beteiligt. (Quelle: Kreisarchiv Göttingen, LK DUD 102)
Der Eintritt zur Ausstellung und zur Führung ist frei, um eine Spende wird gebeten.
Mittwoch, 25. Oktober 2023 | 14:00 Uhr
Zwangsarbeit in Südniedersachsen | Eine Überblicksführung im Rahmen der O-Phase
mit Arndt Kohlmann, Mitarbeiter der Ausstellung
Ort: Dauerausstellung „Auf der Spur europäischer Zwangsarbeit. Südniedersachsen 1939-1945“, Godehardstraße 11, Göttingen
Einblick in der Ausstellung (Foto: Lisa Grow)
Im Zweiten Weltkrieg waren zur Arbeit gezwungene Ausländer*innen in praktisch jedem Bereich der deutschen Kriegswirtschaft tätig. Sie waren überall in den Städten und Dörfern präsent und schwebten in ständiger Gefahr. Diese Führung gibt einen Überblick, wie das in der Region aussah. Sie geht auf die Lebenswege einzelner Zwangsarbeitender ein, beleuchtet Zwangs-Arbeitsplätze in Südniedersachsen, erklärt den Zusammenhang zwischen Zwangsarbeit und NS-Ideologie und stellt die verschiedenen europäischen Perspektiven auf dieses Verbrechen dar.
Der Eintritt zur Ausstellung und zur Führung ist frei, um eine Spende wird gebeten.
Sonntag, 5. November 2023 | 14:30 Uhr
NS-Zwangsarbeit und Gesundheit | Eine Führung durch die Ausstellung
mit Arndt Kohlmann, Mitarbeiter der Ausstellung, und Günther Siedbürger, Kulturwissenschaftler, Göttingen
Ort: Ausstellungsraum „Auf der Spur europäischer Zwangsarbeit. Südniedersachsen 1939-1945", Godehardstraße 11, Göttingen
„Der krampfhafte Hunger, die Kälte, der Schlamm, in dem man den ganzen Tag lebt, die Schläge, die Verletzungen und die nicht behandelten Krankheiten, die Müdigkeit, der Zusammenbruch aller Ideale, die ständigen herben Zurechtweisungen der Aufseher und der Vorarbeiter, der Hohn aller, auch anderer Gefangenen, die auszehrende, erschöpfende Arbeit, dabei angetrieben zu werden von einem stichelnden Folterer, der kein Erbarmen kennt. Das ist Schmerz!“ notiert Giuseppe Chiampo 25. November 1943 in seinem Tagebuch.
Sein Eintrag zeigt, wie umfassend die gesundheitlichen Risiken für Zwangsarbeiter*innen sein konnten. Sie reichten von direkter psychischer oder physischer Gewalt über subtilere Formen wie den Entzug von Nahrung oder Wärme bis zur Verweigerung medizinischer Behandlung. Wie groß diese Risiken waren, hing von vielen Faktoren ab – von der Herkunft, aber mitunter auch einfach von der zufälligen Ab- oder Zugewandtheit anderer Menschen. Gerade Zwangsarbeiter*innen aus Osteuropa und Italien erfuhren hier häufig weitere Ausgrenzung. Andersherum wurden Zwangsarbeiter*innen auch eingesetzt, um das Gesundheitswesen am Laufen zu halten.
AOK-Versichertenkarte des Zwangsarbeiters Wladimir M. (Quelle: AOK Hann. Münden)
Die Ausstellungsführung stellt das Thema Gesundheit in der Zwangsarbeit als facettenreiches Thema vor. Der Zusammenhang von Zwangsarbeit und Gesundheit, mit dem Widerspruch zwischen effizienter Ausnutzung von Arbeitskraft und rassistischer Ausgrenzung, wird dabei ebenso in den Blick genommen wie individuelle Geschichten von Menschen, die in Südniedersachsen zur Arbeit gezwungen wurden.
Alle ankommenden Deportierten, Kriegsgefangenen und KZ-Häftlinge, die in der Muna Volpriehausen arbeiten mussten, wurden in einem Untersuchungszimmer im Osttor von Dr. Bredenschey aus Hardegsen einer Gesundheitsuntersuchung unterzogen.
(Quelle: Kali- und Bergbaumuseum Volpriehausen)
Der Eintritt zur Ausstellung und zur Führung ist frei, um eine Spende wird gebeten.
Darüber hinaus hat die Ausstellung am 5. November 2023 von 14:00 - 17:00 Uhr für Einzelbesucher*innen geöffnet.
Veranstaltet von der Dauerausstellung „Auf der Spur europäischer Zwangsarbeit in Südniedersachsen 1939-1945" und der Geschichtswerkstatt Göttingen e.V. im Rahmen der Göttinger Veranstaltungsreihe „Gedenken an die Opfer des Nationalsozialismus – Eine Veranstaltungsreihe: 9. November - 27. Januar"
Sonntag, 3. Dezember 2023 | 14:30 Uhr
Wie Sklaven behandelt. Italienische Gefangene in Südniedersachsen | Eine Führung durch die Ausstellung
mit Sarah Könecke und Jakob Fesca
Ort: Dauerausstellung „Auf der Spur europäischer Zwangsarbeit. Südniedersachsen 1939-1945“, Godehardstraße 11, Göttingen
Die Zwangsarbeitenden, die im Zweiten Weltkrieg in Südniedersachsen leben und arbeiten mussten, kamen aus allen Teilen Europas – auch aus Italien. Nach dem Sturz Mussolinis 1943 machte die deutsche Wehrmacht die italienischen Truppen handlungsunfähig. Ein Großteil der gefangenen Soldaten weigerte sich, an der Seite der Nationalsozialisten und Faschisten zu kämpfen. 700.000 Kriegsgefangene wurden als „Italienische Militärinternierte" (IMI) deklariert und hunderttausend Zivilisten gerieten durch Razzien in Gefangenschaft. Der allergrößte Teil wurde nach Deutschland zur Zwangsarbeit deportiert.
Werksausweis der Otto-Schickert-Werke für Sisto Quaranta (Innenansicht).
Was Zwangsarbeit für sie bedeutete, macht diese thematische Ausstellungsführung am Beispiel der Lebensgeschichten zweier Italiener deutlich. Erzählt wird von den Tätigkeiten, die sie verrichten mussten, von den Lagern, in denen sie untergebracht waren, und von den Gefahren, denen sie ausgesetzt waren. Berichtet wird aber auch über ihr Leben vor der Verschleppung und über die Art und Weise, wie sie nach der Befreiung mit ihren Erfahrungen umgingen.
Der Eintritt zur Ausstellung und zur Führung ist frei, um eine Spende wird gebeten.
Darüber hinaus hat die Ausstellung am 3. Dezember 2023 von 14:00 - 17:00 Uhr für Einzelbesucher*innen geöffnet.
Veranstaltet von der Dauerausstellung „Auf der Spur europäischer Zwangsarbeit in Südniedersachsen 1939-1945" und der Geschichtswerkstatt Göttingen e.V. im Rahmen der Göttinger Veranstaltungsreihe „Gedenken an die Opfer des Nationalsozialismus – Eine Veranstaltungsreihe: 9. November - 27. Januar"
Mittwoch, 10. Januar 2024 | 19 Uhr
Das Gedenkkonzept der Stadt Göttingen
Mit Rainer Driever, Historiker, Göttingen und Kristin Kalisch, Leiterin des Stadtarchivs Göttingen
Ort: Ausstellungsraum „Auf der Spur europäischer Zwangsarbeit. Südniedersachsen 1939-1945", Godehardstraße 11, Göttingen
Erinnerungskultur, speziell das Gedenken an die Opfer des Nationalsozialismus, wird bestimmt durch politische Konjunkturen, durch gesellschaftlichen oder außenpolitischen Druck. Seit den 1980er-Jahren traten gesellschaftliche Akteurinnen wie Nachbarschaftsinitiativen und Geschichtswerkstätten hinzu, die, zumeist punktuell und projektbasiert, ein Gedenken auf kommunaler Ebene initiierten. Damit gerieten auch unterrepräsentierte Gruppen in den Blick, die auf ihre Anerkennung als Opfer des Nationalsozialismus bzw. als Mitglieder des Widerstands lange warten mussten, wie Kommunist*innen oder Zwangsarbeiter*innen.
Die Stadt Göttingen veranlasste 2017 eine Analyse über Umfang und Reichweite des kommunalen Gedenkens. Darauf aufbauend wurde ein Gedenkkonzept für die Stadt erstellt, das Inhalte, Umfang und Ausgestaltung präzisiert und Ziele formuliert. Die Verbindlichkeit des Konzepts wurde durch Ratsbeschluss gewährleistet. Wie kam es dazu? Was sind die wesentlichen Inhalte? Und was wurde daraus?
Veranstaltet von: Vereinigung der Verfolgten des Naziregimes – Bund der Antifaschistinnen und Antifaschisten (VVN/BdA), Geschichtswerkstatt Göttingen e. V. und Ausstellung „Auf der Spur europäischer Zwangsarbeit. Südniedersachsen 1939-1945“ im Rahmen der Göttinger Veranstaltungsreihe „Gedenken an die Opfer des Nationalsozialismus – Eine Veranstaltungsreihe: 9. November - 27. Januar"
Dienstag, 30. Januar 2024 |14 Uhr
Medizin in Göttingen im Nationalsozialismus – Rolle der Hebammen | Ein Stadtteilrundgang
mit Cornelia Krapp, Geschichtswerkstatt Göttingen
Treffpunkt Schranke Goßlerstraße / Ecke Käte-Hamburger-Weg, Göttingen
Der Rundgang über das Gelände des alten Universitätsklinikums zwischen Goßlerstraße und Humboldtallee gibt eine Einführung in die Göttinger Klinikumsgeschichte und die Entwicklung der Medizinischen Fakultät in der NS-Zeit. Schwerpunktthemen sind Zwangssterilisationen in der Frauenklinik, die Rolle von Hebammen in der NS-Zeit sowie Zwangsarbeiter*innen als Patient*innen und Personal im Klinikum.
In der Pförtnerloge der Göttinger Augenklinik waren niederländische
und französische Medizinstudentenbuntergebracht,die Zwangsarbeit
in den Kliniken leisten mussten.
Fotoquelle: Städtisches Museum Göttingen
Veranstaltet von: Ausstellung „Auf der Spur europäischer Zwangsarbeit in Südniedersachsen 1939-1945" und Geschichtswerkstatt Göttingen im Rahmen der Göttinger Veranstaltungsreihe „Gedenken an die Opfer des Nationalsozialismus – Eine Veranstaltungsreihe: 9. November - 27. Januar"