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Hinrichtungen

Bei der Arbeit waren die Ausländer zu allerhöchster Konzentration gezwungen: Jeder Fehler konnte ihnen als Sabotageversuch ausgelegt werden. Und dies konnte furchtbare Folgen habe. So wurde Władyslaw Sarapata, einem der über tausend Zwangsarbeiter auf der Baustelle der Schickert-Werke in Rhumspringe, vorgeworfen, absichtlich das Kugellager eines Güterwaggons mit Sand bestreut zu haben, anstatt es mit Öl zu schmieren. Mit dieser ebenso einfachen wie wirksamen und daher weit verbreiteten Sabotagemethode wollte er, so der Vorwurf, eine Beschädigung des Waggons herbeiführen.

Władyslaw Sarapata wurde denunziert und von der Gestapo in das AEL Liebenau eingewiesen. Einige Wochen später brachten ihn die Gestapoleute zurück nach Rhumspringe, wo sie den etwa 20-Jährigen auf dem Sportplatz öffentlich aufhängten. Alle ausländischen Arbeiter wurden zur Teilnahme gezwungen – manche von ihnen haben noch heute Alpträume davon und erinnern sich daran, wie »dem Toten die Zunge aus dem Mund hing«.

Im Juni 1944 errichtete die Gestapo einen fahrbaren Galgen im »Ostarbeiterlager« in der Hannoverschen Straße in Einbeck. Hier wurden die beiden sowjetischen Arbeiter Theodor Gritschenko und Alexander Taranow, beide bei den Holzwerken »Hansa« eingesetzt, hingerichtet. Alle Insassen des Lagers mussten zusehen, auch Theodor Gritschenkos im sechsten Monat schwangere Ehefrau Tatjana, die dabei in Ohnmacht fiel, und die gemeinsame Tochter Ljudmila. Bis heute ist nicht ganz geklärt, ob ein Streit oder die Bildung einer kleinen Widerstandsgruppe im Lager den Hintergrund für die Hinrichtung bildeten.

Die Leichname der hingerichteten Zwangsarbeiter benutzte in aller Regel das Anatomische Institut der Universität Göttingen, um Medizinstudenten daran auszubilden.

»Todesursache: Auf Anordnung der Staatspolizei Hildesheim erhängt.« So steht es im standesamtlichen Sterbebucheintrag für den »Ostarbeiter Theodor Gritschenko«.

Quelle: Stadt Einbeck, Standesamt