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Unser Angebot für Gruppen

Dauer: etwa 1,5 Stunden
Kosten: 60 Euro pro Gruppe


Überblicksführung: Zwangsarbeit in Südniedersachsen

Im Zweiten Weltkrieg waren zur Arbeit gezwungene Ausländer*innen in praktisch jedem Bereich der deutschen Kriegswirtschaft tätig. Sie waren überall in den Städten und Dörfern präsent und schwebten in ständiger Gefahr. Diese Führung gibt einen Überblick, wie das in der Region aussah. Sie geht auf die Lebenswege einzelner Zwangsarbeitender ein, beleuchtet Zwangs-Arbeitsplätze in Südniedersachsen, erklärt den Zusammenhang zwischen Zwangsarbeit und NS-Ideologie und stellt die verschiedenen europäischen Perspektiven auf dieses Verbrechen dar.

Blick hinter die Kulissen

Eine Besonderheit der Ausstellung ist ihre europäische Perspektive: Sie wurde in einer internationalen Projektgruppe um die Geschichtswerkstätten Göttingen und Duderstadt erarbeitet und spiegelt so verschiedene europäische Sichtweisen auf die NS-Zwangsarbeit wider. In einer Führung und einem Hintergrundgespräch berichtet eine*r der Ausstellungsmacher*innen über diesen kooperativen Entstehungsprozess, über internationale Resonanz, regionale Schwierigkeiten und Begegnungen mit Betroffenen. Außerdem werden Pläne zur Weiterentwicklung der Ausstellung als Denk- und Erinnerungsort zum Nationalsozialismus in Südniedersachsen vorgestellt.

Alltag und Alltäglichkeit der Zwangsarbeit

Zwangsarbeit war ein Massenphänomen, das im Zweiten Weltkrieg auch in Göttingen und Südniedersachsen überall sichtbar war. Sie bestimmte nicht nur das tägliche Leben der Zwangsarbeitenden, sondern gehörte auch für die deutsche Bevölkerung zum selbstverständlichen Alltag. In dieser thematischen Ausstellungsführung werden Alltag und Alltäglichkeit der Zwangsarbeit genauer betrachtet. Wie und wo lebten die nach Deutschland verschleppten Menschen? Wo arbeiteten sie? Wurden sie entlohnt? Gab es Freizeit für sie? Wie war der Kontakt mit Deutschen? Und wie prägte der nationalsozialistische Rassismus das Leben der Zwangsarbeitenden?

NS-Zwangsarbeit und die Kategorie Geschlecht – Frauen und ihre Lebensgeschichten

Bis zu 20 Millionen Menschen mussten während des zweiten Weltkriegs Zwangsarbeit für das nationalsozialistische Deutschland leisten, als zivile Zwangsarbeitende, als Kriegsgefangene, als Lagerhäftlinge. Die Mehrheit von ihnen waren Männer*, doch der Anteil der Frauen* stieg im Laufe des Kriegs immer weiter an. Im August 1944 gab es etwa sechs Millionen zivile Zwangsarbeitende im „Deutschen Reich“, überwiegend verschleppt aus Polen und der Sowjetunion. Mehr als ein Drittel von ihnen waren Frauen*. Für ihre Lebensbedingungen und Überlebenschancen spielte neben ihrer Position in der nationalsozialistischen „Rassenhierarchie“ auch das Geschlecht eine entscheidende Rolle. Die Führung widmet sich der Frage, welche Bedeutung die Kategorie Geschlecht bei der NS-Zwangsarbeit hatte. Aufgezeigt wird das nicht nur durch eine Analyse des Zwangsarbeitssystems und seiner Veränderungen, sondern auch ganz konkret anhand der Biografien von Frauen*, die in Südniedersachsen zur Arbeit gezwungen wurden.

Das besondere Schicksal der „Ostarbeiter"

Aus der Sowjetunion wurden so viele Menschen zur Zwangsarbeit nach Südniedersachsen verschleppt wie aus kaum einem anderen Land. Bei der Erinnerung an die NS-Verbrechen aber wurden die „Ostarbeiter", wie Zwangsarbeitende aus der Sowjetunion im Nationalsozialismus genannt wurden, lange vernachlässigt. Diese thematische Ausstellungsführung stellt ihr Schicksal in den Mittelpunkt. Das Leben von Betroffenen vor, während und nach der Zwangsarbeit wird vorgestellt. Es wird erklärt, wie sich ihre Behandlung von der anderer Zwangsarbeitender unterschied und welchen Misshandlungen sie wegen ihrer Herkunft ausgesetzt waren.

Lebensgeschichten niederländischer Zwangsarbeiter

Wohl 60.000 Menschen oder mehr mussten während des Zweiten Weltkriegs in Göttingen und Umgebung Zwangsarbeit leisten. Sie kamen aus allen Teilen Europas. Die Dauerausstellung „Auf der Spur europäischer Zwangsarbeit. Südniedersachsen 1939-1945" ist ihrem Schicksal gewidmet.
Nicht besonders bekannt ist, dass auch aus den Niederlanden Menschen von den deutschen Besatzern in die Region verschleppt wurden. Was Zwangsarbeit für sie bedeutete, macht diese thematische Ausstellungsführung am Beispiel der Lebensgeschichten zweier Niederländer aus unterschiedlichen Zwangsarbeitergruppen deutlich. Erzählt wird von den Tätigkeiten, die sie verrichten mussten, von den Lagern, in denen sie untergebracht waren, und von den Gefahren, denen sie ausgesetzt waren. Berichtet wird aber auch über ihr Leben vor der Verschleppung und über die Art und Weise, wie sie nach der Befreiung mit ihren Erfahrungen umgingen.

Wie Sklaven behandelt. Italienische Gefangene in Südniedersachsen.

Nach dem Sturz Mussolinis 1943 machte die deutsche Wehrmacht die italienischen Truppen handlungsunfähig. Ein Großteil der gefangenen Soldaten weigerte sich, an der Seite der Nationalsozialisten und Faschisten zu kämpfen. 700.000 Kriegsgefangene wurden als „Italienische Militärinternierte" (IMI) deklariert und hunderttausend Zivilisten gerieten durch Razzien in Gefangenschaft. Der allergrößte Teil wurde nach Deutschland zur Zwangsarbeit deportiert. In unserer Führung durch die Dauerausstellung „Auf der Spur europäischer Zwangsarbeit. Südniedersachsen 1939-1945" werden zwei italienische Zwangsarbeiter vorgestellt. Erzählt wird von den Tätigkeiten, die sie verrichten mussten, von den Lagern, in denen sie untergebracht waren, und von den Gefahren, denen sie ausgesetzt waren. Berichtet wird aber auch über ihr Leben vor der Verschleppung und über die Art und Weise, wie sie nach der Befreiung mit ihren Erfahrungen umgingen.

Kinder und Jugendliche in der Zwangsarbeit

Viele der Menschen, die während des Zweiten Weltkriegs in der Region Zwangsarbeit leisten mussten, waren noch sehr jung. Einige waren Jugendliche oder sogar Kinder. In dieser thematischen Ausstellungsführung werden fünf Zwangsarbeitende vorgestellt, die erst zwischen fünf und 21 Jahren alt waren, als sie in Polen, der Sowjetunion, den Niederlanden oder Italien von Wehrmachtssoldaten aus ihren Heimatdörfern entführt und nach Südniedersachsen deportiert wurden. Wie sah ihr Leben in der Zwangsarbeit aus? Welche rassistischen Gesetze und Vorurteile bestimmten ihre Überlebenschancen und Handlungsstrategien? Wie empfanden sie ihre Befreiung 1945 und welche Spielräume hatten sie danach, ihr Leben zu gestalten?

Zwangsarbeit in der Industrie

Ohne ausländische Zwangsarbeitende wäre die deutsche Industrie während des Zweiten Weltkriegs zusammengebrochen. Zwei thematische Ausstellungsführungen zeigen, wie und unter welchen Lebens- und Arbeitsbedingungen verschleppte Menschen aus den von Deutschland besetzten Ländern auch in Südniedersachsen die Produktion in großen wie kleinen Betrieben aufrechterhalten mussten. Führung 1 legt den Schwerpunkt auf Göttinger Optik- und Feinmechanik-Unternehmen wie Ruhstrat, Sartorius oder Winkel-Zeiss. In Führung 2 geht es um die Heeresmunitionsanstalt in Volpriehausen, die Otto-Schickert-Werke in Rhumspringe sowie um die Wäscherei Schneeweiß in Göttingen.

NS-Zwangsarbeit und Gesundheit

„Der krampfhafte Hunger, die Kälte, der Schlamm, in dem man den ganzen Tag lebt, die Schläge, die Verletzungen und die nicht behandelten Krankheiten, die Müdigkeit, der Zusammenbruch aller Ideale, die ständigen herben Zurechtweisungen der Aufseher und der Vorarbeiter, der Hohn aller, auch anderer Gefangenen, die auszehrende, erschöpfende Arbeit, dabei angetrieben zu werden von einem stichelnden Folterer, der kein Erbarmen kennt. Das ist Schmerz!“ notiert Giuseppe Chiampo 25. November 1943 in seinem Tagebuch. 

Sein Eintrag zeigt, wie umfassend die gesundheitlichen Risiken für Zwangsarbeiter*innen sein konnten. Sie reichten von direkter psychischer oder physischer Gewalt bis zu subtileren Formen wie dem Entzug von Nahrung oder Wärme bis zur Verweigerung medizinischer Behandlung. Wie groß diese Risiken waren, hing von vielen Faktoren ab – von der Herkunft, aber mitunter auch einfach vom Zufall, wie zugewandt andere Menschen waren. Gerade Zwangsarbeiter*innen aus Osteuropa erfuhren hier häufig weitere Ausgrenzung. Andersherum wurden Zwangsarbeiter*innen auch eingesetzt, um das Gesundheitswesen am Laufen zu halten.

 

Buchungen bitte per Mail an info@zwangsarbeit-in-niedersachsen.eu oder telefonisch unter 0551 / 29 34 69 01

 


 
Zwangsarbeit in Göttingen: "Von der Konditorei zur Messtechnik. NS-Zwangsarbeit in Göttingen" | Ein Stadtrundgang zu Fuß und mit dem Fahrrad
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Zwangsarbeitende waren in fast jedem denkbaren Wirtschaftsbereich tätig, von Gaststätten und Hotels über die Mühle bis hin zum Krankenhaus und zur Munitions­fabrik, in kirchlichen Einrichtungen, Kommunen und Privathaushalten. Sie prägten das tägliche Bild in der Stadt Göttingen. Ohne sie wäre die deutsche Wirtschaft zusammen­gebrochen. Viele deutsche Betriebe haben von dem Einsatz ausländischer Zwangs­arbeiterInnen wirt­schaft­lich profitiert. Der Rundgang informiert über folgende Aspekte: Zwangsarbeiter und Zwangsarbeiterinnen im Göttinger Alltag, in Göttinger Kleinbetrieben wie Konditoreien, Bäckereien, Hotels etc., Zwangsarbeit in Eisenbahn­betrieben und Messtechnik-Unternehmen sowie Unterkünfte und Lager für Zwangsarbeitende.
Zu Fuß in der Innenstadt| Dauer 1,5 bis 2 Stunden  |  Kosten: 75 Euro pro Gruppe
Mit dem Fahrrad (West-/Südstadt)| Dauer etwa 2,5 Stunden  |  Kosten: 100 Euro pro Gruppe

Medizin in Göttingen im Nationalsozialismus. Zwangsarbeitende als Personal und Patienten des alten Universitätsklinikums |

Der Rundgang über das Gelände des alten Universitätsklinikums zwischen Goßlerstraße und Humboldtallee gibt eine Einführung in die Göttinger Klinikumsgeschichte und die Entwicklung der Medizinischen Fakultät in der NS-Zeit. Themen sind außerdem: Zwangssterilisationen in der Frauenklinik, die Rolle von Hebammen in der NS-Zeit sowie ZwangsarbeiterInnen als PatientInnen und Personal im Klinikum.
Zum Abschluss geht es um den (aktuellen) Umgang der Medizinischen Fakultät mit ihrer nationalsozialistischen Vergangenheit.
Zu Fuß| Dauer 1,5 bis 2 Stunden  |  Kosten: 75 Euro

Zwangsarbeit in Duderstadt |

Zwangsarbeit war das nationalsozialistische Verbrechen, das die größte Anzahl an Menschen traf. Zur Arbeit gezwungene AusländerInnen waren in praktisch jedem Bereich der deutschen Kriegswirtschaft tätig und überall im Stadtbild präsent. Auf unserem Rundgang werden wir Orte aufsuchen, die diese Tatsache plastisch machen, und zeigen, dass Zwangsarbeit in Duderstadt auch jenseits des KZ-Arbeitskommandos in vielfacher Form existierte.
Zu Fuß und evtl. ein Teil mit dem Auto| Dauer 1,5 bis 2 Stunden  |  Kosten: 75 Euro

Buchungen bitte per Mail an info@zwangsarbeit-in-niedersachsen.eu oder telefonisch unter 0551 / 29 34 69 01

 

Valter Merazzi von der Centro di ricerca Schiavi di Hitler in Como, Italien erzählt die Geschichte der italienischen Deportierten

Valter Merazzi von der Centro di ricerca „Schiavi di Hitler“ in Como, Italien erzählt die Geschichte der italienischen Deportierten, die in das Italienerlager Hilkerode kamen und auf der Baustelle der Otto-Schickert-Werke in Rhumspringearbeiten mussten
Bildquelle: Philipp Küchler