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Konditorei und Café Cron & Lanz

In der Nacht zum 1. Juli 1941 fliehen vier Frauen aus Belgien heimlich aus der Göttinger Konditorei Cron & Lanz, eine strafbare Handlung. Die 20-jährige Betti Bonaugure aus Mechelen und Maria Julia Leysen aus Deurne bei Antwerpen, die einen Tag zuvor ihren 17. Geburtstag feierte, arbeiten seit dem Februar für den Familienbetrieb. Die 39-jährige Marie Cecilia Crol (geb. van Thurenhout) und ihre 16-jährige Tochter Gustavina Julia, ebenfalls aus Mechelen, sind erst seit sechs Wochen dort.

Während der Konditormeister Grummes die Flucht bei der Göttinger Kriminalpolizei anzeigt, melden sich Betti und Maria, die nach Köln gefahren sind, dort ordnungsgemäß beim Arbeitsamt. Gleich am nächsten Tag bekommen sie eine Arbeit in einem Krankenhaus zugewiesen. Nach zwei Wochen erhalten sie eine Vorladung zur Kölner Kriminalpolizei. Bei der Vernehmung erklärt Maria den Grund für ihre Flucht: »Ich konnte dort nicht mehr bleiben, weil ich von den anderen Angestellten immer beschimpft wurde. (…) Die anderen Angestellten konnten uns nicht leiden, weil wir Flamen sind.«

Marie fährt mit ihrer Tochter zurück in ihre Heimat. Im August 1941 erklären sich beide jedoch auf Wunsch des Konditormeisters bereit, wieder in der Konditorei zu arbeiten. Zuvor hat Hans Grummes dem Arbeitsamt Göttingen zugesagt, die Kosten des Rücktransports zu tragen. Im Oktober beginnt auch der 14-jährige Arthur Crol bei Cron & Lanz.

Auch die 19-jährige Wanda Jaskowiak aus Lódz, Polen, kommt im September 1940 in die Konditorei, um aus dem feinen raffinierten Zucker der regionalen Zuckerfabriken wunderbare köstliche Pralinen, Torten, Gebäck und Baumkuchen für die Göttinger Bevölkerung herzustellen.

Als ein Göttinger Wahrzeichen steht Konditorei und Café Cron & Lanz hier stellvertretend für die zahlreichen kleinen südniedersächsischen Betriebe aus Handwerk und Handel, in denen Zwangsarbeitende tätig waren.